Kind und Hund in der Familie: Wie bringe ich Kindern den richtigen Umgang mit dem Hund bei?

Für einen harmonischen Umgang von Kind und Hund sind einige Verhaltensregeln wichtig.

„Henry, Henry, HENRYYYYY!!!!“ Joker hat das Nachbarkind gesehen und ist völlig außer Rand und Band. Die beiden kennen sich seit Henrys Geburt und was soll ich sagen, Joker liebt ihn heiß und innig. Was mich wirklich überrascht hat, da er auf Kinder bis dato immer etwas seltsam reagiert hat. Sei es, weil er keinen wirklichen Kontakt zu Kindern in der Welpenzeit hatte, er somit keine Erfahrungen mit ihnen sammeln konnte, alles ungewohnt war und ihn geängstigt hat. Oder aber, dass er Erfahrungen negativer Art mit Kindern erleben musste und daher so panisch reagiert. Wir wissen es nicht und werden es wohl auch nie erfahren.

Was ich weiß ist, dass Joker die ersten wichtigsten Monate seines Lebens in seinem vorherigen Zuhause nicht viel von der Welt gesehen, nur in Haus und Garten gelebt hat und nicht viel kennen lernen durfte. Er zog mit 6 Monaten bei uns ein und erlebte wohl im Nachhinein betrachtet den totalen Kulturschock. Gesagt wurde uns, er gehe gern spazieren, sei in der Familie aufgewachsen mit Kindern und anderen Hunden und daher sehr sozial. Dass das alles Auslegungssache ist, war uns damals nicht bewusst, heute umso mehr. Wir bekamen einen zauberhaften kleinen Hund, aber auch einen sehr schreckhaften, mit dem wir ganz bei Null angefangen haben. Er kannte weder Fahrräder noch Motorräder und wie bereits erwähnt schaute die Panik aus seinen Augen, sobald er nur Kinderstimmen hörte. Die Probleme meines Hundes waren unter anderem auch ein Grund für meine Ausbildung zur Problemhundetherapeutin. Für Joker wurden mir von „Hundeexperten“ Tipps und Tricks gegeben und gezeigt, welche ich anwenden sollte, damit es besser wird. Einiges habe ich ausprobiert, bei anderem hat mein gesunder Menschenverstand „Häääääh???“ gebrüllt und wir haben auf dem Absatz kehrt gemacht. Ein für alle Seiten befriedigendes Ergebnis konnten wir nicht verzeichnen.

Im Laufe meiner Ausbildung wurde mir auch klar wieso: Mein Hund ist fehlgeprägt. Was bedeutet das? In der 04. bis 07. Woche seines Lebens werden negative und positive Erlebnisse des Hundes gespeichert. Hier beginnen sie sich zu bewegen und Charakterprägung findet statt. Eine sehr wichtige Zeit sozusagen. Hat sich hier etwas eingeschlichen, so hat der Mensch von der 12. bis 14. Woche die Chance, dieses „auszubügeln“. Hier kann dem Hund sozusagen ein negatives Erlebnis positiv umgeprägt werden und der Hund hat die Chance nachzulernen. Wird dies verpasst, wird der Hund mit diesen Situationen ein Leben lang ein Problem haben. Muss man erstmal wissen, dann kann auch richtig damit umgegangen werden.

Heute gibt es immer wieder Situationen, wo Joker über Gebühr erschrickt, sobald ein Auslöser wie ein lautes Kind auftritt oder ein Fahrrad schnell vorbei fährt. Ich weiß heute, wie ich mich in diesen Momenten verhalten muss, daher ist das für mich gut zu handeln. Henry jedenfalls mochte er von Anfang an. In meiner Funktion als Hundetrainerin biete ich u.a auch einen Kinderumgangskurs an. Hier lernen Eltern und Kinder gemeinsam das richtige Verhalten mit fremden Hunden, vor allem aber dem eigenen Hund gegenüber.

Henry und Joker haben eins gemeinsam: Sie sind vorsichtig und etwas ängstlich. Henry ist ruhig, rennt wenig rum und schreit nicht. So wurde Joker neugierig und gemeinsam im Beisein und mit der Erlaubnis der Eltern erkundete er mit mir das fremde Wesen. Ich lasse fremde Leute und auch Kinder meinen Hund nicht sofort anfassen, schon gar nicht wie oft praktiziert mitten auf den Kopf tätscheln. Das signalisiert dem Hund eine Gefahr von oben und es könnte sein, dass er sich bedroht fühlt und sich verteidigt. Wir haben uns dem Kind langsam angenähert und immer geschaut, wie reagiert das Kind und wie mein Hund. Ist er erschrocken, sind wir wieder einen Schritt zurück gegangen und haben von vorn begonnen. Positives Verhalten, das heißt wenn er keine Angst gezeigt hat, wurde positiv durch Futter bestätigt wie im Grunde in vorherigen Beiträgen bereits beschrieben. Wir erinnern uns an das Deckentraining oder auch das Trainieren beim Klingeln an der Wohnungstür. Auf diese Weise hat sich zwischen den beiden ein ganz tolles Verhältnis entwickelt.

Ihr solltet jedoch die ein oder andere Umgangsregel beachten. Nämlich folgende:

Tipps für den Umgang von Hund und Kind

1. Fremde Hunde werden nicht ungefragt gestreichelt, am besten überhaupt nicht streicheln

Viele Besitzer schätzen ihre eigenen Hunde falsch ein bzw. kann nie zu 100 Prozent sicher gesagt werden, wie ein Hund reagiert. Macht das Kind eine schnelle oder undeutliche Bewegung, der Hund erschrickt und wehrt sich, wird er immer der böse Hund sein, der das Kind gezwickt hat. Muss für beide Seiten nicht sein. Daher lieber auf das Streicheln fremder Hunde verzichten.

2. Kind und Hund nie miteinander allein lassen

Eben aus unter Punkt 1 genanntem Grund. Kinder sind von der Körpersprache her eher undeutlich, stolpern mal und können den Hund damit erschrecken. Zudem haben vor allem kleine Kinder kein Empathieempfinden, was heißen soll, sie können noch nicht zwischen richtig und falsch unterscheiden. So ziehen sie eben mal am Schlappohr oder dem Schwanz des Hundes, ohne das böse zu meinen. Es gibt Hunde, die das absolut nicht stört. Aber selbst die können in bestimmten Situationen eine ungewohnte Reaktion zeigen. Zum Beispiel dann, wenn sie gerade schlafen oder auch fressen. Das Kind weiß dann darauf nicht richtig zu reagieren und schon gibt es eine unschöne Situation, die das Kind und den Hund negativ prägen kann und das muss nicht sein. Daher immer Kind und Hund beaufsichtigen.

3. Kind und Hund nicht allein gemeinsam spazieren gehen lassen

Ein Kind ist aus oben genannten Gründen noch nicht in der Lage, einen Hund zu führen und es kann unterwegs immer wieder vor allem bei Begegnungen mit anderen Hunden zu Situationen kommen, in denen das Kind nicht weiß, wie es sich verhalten soll. Begleitet daher immer euer Kind und euren Hund auf Spaziergängen und ganz wichtig: IHR führt den Hund…

4. Der Hund wird bei der Nahrungsaufnahme nicht gestört

Macht das bitte eurem Kind klar. Egal wie lieb und klein und süß euer Hund sonst ist, auch er kann aggressiv reagieren, wenn er beim Fressen gestört wird. Anders als bei Erwachsenen ist diese Art der Aggression anders motiviert. Spielt bei Erwachsenen eine Territorialverteidigung eine große Rolle, ist dies bei Kindern als Rangunterlegenen eine untergeordnete Rolle. Hier geht es um andere Dinge wie eben das Stören beim Fressen oder auch Erschrecken. Euer Kind sollte daher dem Hund beim Fressen nicht zu nahe kommen.

5. Dem Hund wird kein Gegenstand weggenommen

Das Wegnehmen von Gegenständen zählt neben Erschrecken und Stören bei der Nahrungsaufnahme zu den dritthäufigsten Auslösern von aggressivem Verhalten von Hunden gegenüber Kindern. Macht euren Kindern daher klar, dass ihr die Spielsachen eures Hundes verwaltet und lasst diese am besten gar nicht offen weder für eure Kinder noch für eure Hunde zugänglich liegen. So vermeidet ihr Unklarheiten darüber, was denn jetzt wem gehört. Das gleiche gilt natürlich auch für die Spielsachen des Kindes. Selbstverständlich bin ich mir darüber im Klaren, dass in einem Haushalt in dem Kinder leben auch mal Spielsachen oder Bauklötze auf dem Boden herumliegen. Hierbei ist es von Vorteil, wenn ihr mit eurem Hund das Beanspruchen von Beute durch euch trainiert habt. Trotzdem ist die Situation wieder eine andere, wenn es um einen Gegenstand eures Kindes geht. Daher seid hier lieber vor- als nachsichtig und lasst euren Hund nicht an die Spielsachen eurer Kinder.

6. Ruheplatz bedeutet Ruheplatz

Vermittelt eurem Kind, dass der Schlafplatz eures Hundes für euer Kind tabu ist. Es sollte den Hund dort nicht stören. Ruhestörung ist die vierthäufigste Ursache für Aggression gegenüber Kindern. Der Hund wird dorthin weder verfolgt noch dort beim Schlafen gestört oder geweckt.

Vermittelt euren Kindern bitte auch möglichst frühzeitig, dass ein Hund ein Lebewesen ist und ebenso Schmerzen und Angst verspürt. So bekommt es ein Gefühl für den Hund und vor allem Respekt und das ist für mich das Wichtigste, was ich meinen kleinen Kunden im Umgang mit ihren Hunden vermitteln möchte. Sie sollen keine Angst im Umgang mit Hunden haben aber lernen, respektvoll mit ihnen umzugehen. So steht einem wertschätzenden und harmonischen Zusammenleben in der Familie nichts im Weg.

Bis zum nächsten Mal, habt eine schöne Zeit!

Liebe Grüße und Woof Woof,

Sandra und Joker

Über Sandra

Hallo, ich heiße Sandra und lebe gemeinsam mit meinem Mann und meinem Hund Joker in einer kleinen, aber feinen Wohnung im schönen Sachsen. Die Begeisterung für die Themen Wohnen und Einrichten begleitet mich schon seit mehreren Jahren. Vor allem liebe ich den cleanen nordischen Wohnstil mit viel Weiß, Grau, Schwarz und ab und zu einem Klecks Farbe. Im April 2014 wurde die Idee zu meinem Blog HUNDerterlei geboren, der all meine Leidenschaften vereint: Kreativität, gutes Essen, Wohnen und Einrichten – und natürlich Hunde!

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